Interview mit Prior Pater Christoph Weberbauer

Vor eineinhalb Jahren ist Pater Christoph Weberbauer als neuer Prior in den Augustinerkonvent Fährbrück gekommen. Er hat Neues eingeführt und die Türen des Klosters weit aufgestoßen. Im September letzten Jahres übernahm er die Verantwortung für die Wallfahrtskirche Fährbrück. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Bergtheimer Pfarrer Helmut Rügamer Leiter der Pfarreiengemeinschaft Fährbrück. Zu den vielen Neuerungen haben wir Pater Christoph befragt.

Pater Christoph, wie haben Sie sich in Fährbrück eingelebt?

Eine Frage, die mir oft gestellt wird, die ich aber gar nicht so leicht beantworten kann. Überall, wohin ich bisher in meinem Orden versetzt wurde, habe ich mich letztlich sehr wohl gefühlt, auch wenn es natürlich nirgendwo nur schön und angenehm war. Wo gäbe es denn auch so etwas? Zum Glück verklärt sich ja vieles im Rückblick. In uns bleiben immer unerfüllte Träume, die uns weiter locken, die uns hoffen und sehnen lassen. Ent-täuschungen kennen wir doch alle. Augustinus, unser Ordensvater, zitiert aus solchen Erfahrungen das bekannte Wort von der Unruhe, die bleibt, bis wir in IHM daheim sind.
Ich habe in Fährbrück Räume gefunden, die mir helfen, diese Sehnsucht nach dem ganz Anderen wach zu halten und mit dem alltäglich Hinfälligen zu leben. Unser gemeinsames Chorgebet, bei dem wir auch gerne und viel mit unseren kräftigen Männerstimmen singen, hilft mir dabei ebenso, wie der kleine Meditationskreis, der sich jeden Montag bei uns im Kloster trifft. Echte Heimat ist mir der kleine Meditationsraum geworden und die wunderschöne Wallfahrtskirche.
Heimat sind mir Menschen, die – trotz der Kälte in dieser Kirche! – den Gottesdienst mitfeiern, die ein Gespräch suchen oder einfach nur freundlich sind. Ich schätze die Angestellten und die vielen freiwilligen Helfer in Kloster und Kirche, die uns mit unseren Schwächen an Leib und Seele weitherzig unterstützen. Eine herzliche Verbindung lebe ich mit einem weiten Freundeskreis und - nicht zu vergessen - ich lebe zum ersten Mal auch nahe bei meinen leiblichen Verwandten.


Sie haben schon viel bewegt hier und Neues eingeführt. Was sagen Ihre Mitbrüder dazu?

Ich wüsste nicht, dass ich hier schon viel bewegt oder gar Neues eingeführt hätte. Ich mühe mich eher darum, das zu tun, „was schon immer so war". Natürlich kann ich es nur mit meinen Fähigkeiten, und damit wird eben auch manches ein wenig anders. Impulse oder Wünsche von Besuchern, von Pfarreigemeinschaften und Kreisen habe ich zwar erfragt und erbeten und ersehne sie immer noch. Aber weil da wenig kommt, mache ich eben selbst - hauptsächlich - liturgische und biblische Angebote, die mir selbst wieder zur Bereicherung werden. Meine Mitbrüder tolerieren das.


Und wie kommen Ihre neuen Angebote bei den Frauen und Männern um Fährbrück an?

Da habe ich bisher schon alles erlebt: Vom Zusammengeputztwerden, als ob ich ein kleines, freches Kind wäre, bis hin zu herzlicher und dankbarer Umarmung. Dass ich Letzteres mehr mag, verstehen Sie sicher gut. Ich freue mich über ein geschwisterliches Mit- und Nebeneinander, wo auch ein unkompliziertes „Du" möglich wird. Das hat aber eigentlich nichts mit „neuen Angeboten" zu tun. Gerne bin ich weiterhin für aufbauende Kritik offen und dankbar dafür.


Was fehlt Ihnen denn hier?

Der Kontakt zu jungen Leuten. Ich freue mich riesig über die Ministranten, die noch nach Fährbrück kommen, und über die wenigen Jugendlichen, die ich hier sehe oder gar ein wenig erlebe.


Sie suchen auch einen neuen Küster für die Wallfahrtskirche?

Ja, das stimmt! Ein Küster fehlt mir sehr. Leider wurde in den vergangenen Jahren nicht darauf hin gearbeitet, dass beim Ausscheiden von Br. Adalbert ein Nachfolger zur Verfügung steht. In meiner Naivität meinte ich, diesen Platz mit freiwilligen Helfern ausfüllen zu können. Gott sei Dank gibt es diese nun auch wirklich, sodass manche regelmäßigen Gottesdienste am Samstag und Sonntag von einem Sakristan abgedeckt werden. Leider noch nicht alle.
Vor allem werden bald noch – gerade im Mai und in den Sommermonaten – unregelmäßige und außergewöhnliche Angebote in der Wallfahrtskirche dazu kommen. Allein in diesem Jahr sind es acht Hochzeitspaare, die ich begleite und die – meist hier – heiraten wollen. Das gehört ja zu meinen eigentlichen Aufgaben. Und so muss unbedingt eine fest angestellte Person gefunden werden, die mich entlastet, die für ein Entgelt bereit ist, den Überblick über die ganze Kirche und ihre Veranstaltungen zu behalten und den notwendigen Einsatz zu leisten.
Ich bin sehr, sehr dankbar, dass es schon seit Jahren bereitwillige Helferinnen und Helfer aus den verschiedenen Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft Fährbrück gibt, die das Putzen der großen Kirche mit dem schwer zu behandelnden Steinboden übernehmen und dass Freiwillige auch die Außenanlagen betreuen.
Und dennoch bleibt noch so manches zu tun für einen heiß ersehnten Küster oder eine Küsterin. Dabei ist es wirklich eine sehr schöne und erfüllende Aufgabe, so ganz nahe am Altar.
Es berührt mich sehr, dass eine Frau die Toiletten der Kirche regelmäßig putzt und das als Gebet und als ihren christlichen Beitrag sieht. Ja, das gibt es!


Welche künftigen Angebote und Projekte haben Sie schon im Sinn?

Angebote und Projekte klingt so großspurig. Ein „spirituelles Zentrum" möge Fährbrück sein, so wünscht sich das Pfarrer Rügamer gerade auch nach der Zusammenlegung seiner beiden Pfarreiengemeinschaften um Bergtheim und Fährbrück. Sehr gerne will ich dazu meinen Beitrag leisten. Ich will einfach weiterhin offen sein für das, was von mir gewünscht und erwartet wird. Ich möchte Mensch unter Menschen sein. Ja, ich freue mich natürlich sehr, wenn Angebote genutzt werden, die es gibt.
Große Freude hatte ich z.B. über die überraschend große und begeisternd mitfeiernde Gemeinde im Gottesdienst der Silvesternacht. „Kuschelgottesdienst" wird er inzwischen im Dekanat genannt, ein bisschen einseitig beschrieben, aber nicht falsch. Dazu wird wieder eingeladen werden.
Etabliert hat sich inzwischen wohl schon die etwas andere Art der Eucharistiefeier „Brücken-Zeit" (2.2.), mir besonders wertvoll wegen gemeinsamer Vorbereitung und Gestaltung.
Alle christlichen Höhepunktfeste - einschließlich der Karwoche - sollen in der Wallfahrtskirche genauso wieder gefeiert werden, wie die Marienfeste, die früher Feiertage waren. In dieser weithin sichtbaren Kirche, neben einem Kloster liegend, zur Ortschaft Hausen gehörend und dennoch von überregionaler Bedeutung, könnte manches möglich sein, was in einzelnen, besonders den kleinen Ortschaften nicht oder nicht mehr gelingen kann. Da muss wohl noch die Angst vor gegenseitiger Rivalität geringer und die Bereitschaft zu einem kommunikativen Netzwerk größer werden.


Und welches sind die nächsten konkreten Termine?

An den Dienstagen des Monats Februar um 19:30 Uhr sind Gespräche über das in der Kirche heftig diskutierte Apostolische Schreiben unseres Papstes Franziskus „Amoris laetitia (Freude der Liebe)". Er selbst nennt es „einen Vorschlag für die christlichen Ehen und Familien". Als Grundlage zum vertiefenden Austausch darüber liegen Texte bereit.

An den Dienstagen der Fastenzeit wird dafür das Bibel-Teilen wieder aufgenommen: Bibelgespräche über die jeweils folgenden Sonntagsevangelien. Es werden keinerlei Voraussetzungen erwartet. Alle Neugierigen und Interessierten sind herzlich Willkommen.

An den Sonntagen der Fastenzeit jeweils von 17:00 – 18:30 Uhr gemeinsamen Singen von Liedern aus dem Gotteslob.

"Brücken-Zeit" an jedem zweiten Monat, jeden zweiten Sonntag (2.2. 17:00 Uhr Winter-, 19:00 Uhr Sommerzeit) Dieser Gottesdienst wird jeweils von einer kleinen Gruppe gemeinsam mit mir vorbereitet und gestaltet. Es bleibt immer für jede/n möglich sich - in Absprache - an der Vorbereitung zu beteiligen und dann natürlich mitzufeiern, egal wie kirchlich nahe oder fern sich jemand fühlt. Jesus Christus war immer und ist auch heute noch für alle Menschen liebend und heilend da, ohne Bedingungen!

Interessierten an der Schweige-Meditation soll eine weitere Möglichkeit der Teilnahme angeboten werden. Weil der Raum im Kloster nur klein ist, wird sich eine erste Einheit weiterhin montags um 19:30 Uhr treffen. Eine zweite Einheit wird dann noch von 20:30 Uhr bis 21:00 Uhr angeboten.

Zum Motorradgottesdienst am 7. Mai 2017 kam ich wie die Jungfrau zum Kind. D.h. dass ich mit diesem Gefährt eigentlich wenig Verbindung habe, das Angebot von unserem neuen Wirt-Nachbarn aber gerne annehme, um dieses „Event" auch mit Gott zu verbinden, Seinen Segen zu erbitten. Befreundete Musiker unterstützen mich dankbarer Weise.

Selbstverständlich wird das Ritafest am 1. Sonntag im Juni um 14:00 Uhr wiederholt. Vielen scheint die Verehrung der Hl. Rita - wie mir selbst - ein Herzensanliegen zu sein.

Und ganz besonders freue ich mich, dass ich nicht nur Wallfahrer hier in der Wallfahrtskirche begrüßen, sondern mich den Bücholdern auch selbst einmal anschließen darf. Ich hoffe, dass ich an Christi Himmelfahrt, den 25. Mai 2017 früh um 5:00 Uhr  rechtzeitig in Büchold bereit stehe, das fränkische Wallen gut durchstehe, um dann um 10:00 Uhr in Fährbrück dankbar und froh den Gottesdienst mit ihnen und den anderen Gästen zu feiern.


Veröffentlicht am 02.03.2017 von Irene Konrad