24. Sonntag im Jahr + Werner 17 A (Jes 56,1.6-7; Röm 14,7-9; Joh 14,1-3)

Gottesdienst mit P. Christoph und P. Wilfried  - 17.9.2017

Einführung: … Freude und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn …

 

Manche Katholiken – zu denen auch ich gehöre – verehren gerne Heilige. d.h. sie achten und schätzen deren irdisches Leben – es ist ihnen Vorbild, und sie vertrauen auf ihre Fürsprache bei Gott.

Ich habe jetzt im Himmel einen Heiligen mehr. Ja, ich glaube, dass Werner Schneider wie ein Heiliger gestorben ist. In eine tiefe und schöne Freundschaft sind wir beide schon hier auf der Erde zusammengewachsen. Es gibt keinen Grund, warum diese jetzt zu Ende sein sollte.

Werner wird für uns alle Fürsprache bei Gott einlegen.
Und ich wünsche mir sehr, so mein Leben zu beenden wie er. Er starb, wie er lebte, in Sehnsucht zu seinem und unserem Herrn und Meister, Jesus Christus.

 

Wir beten:

 

-         Jesus Christus, deine Worte wurden ihm Leben. Z.B. „Wenn ihr nur Glauben hättet, so groß wie ein Senfkorn. Ihr könntet Berge versetzen.“

-         Jesus Christus, er machte sich seinen Glauben nicht leicht, leere Floskeln lehnte er ab. In der Liebe musste Glaube sichtbar werden: „Vom Herzen in die Hände, ins Handeln“.

-         Jesus Christus, er wollte auch übers Wasser noch gehen können. Jetzt ist er mit Dir an der Hand übers Wasser gegangen – wenn auch anders als ich es mir beim Hören seiner Worte immer vorstellen wollte.

 

Vermehre unseren Glauben, stärke in uns die Hoffnung und entzünde in uns die Liebe. Nimm uns an die Hand und führe auch uns ins Leben, hin zum ewigen Leben.

 

Anfangsgebet:

Gott, unser Vater,

seit Ostern hat Jesus unsere Zeit neu durchlichtet.
Unser Leben ist von nun an geprägt von seiner Auferstehung.
ER hat uns einen neuen Atem in der Gemeinschaft der Apostel gegeben. Sie hatten sich eingeschlossen, waren entmutigt und nieder gedrückt. Doch ihr Meister hat sie auferweckt, hat sie herausgeführt aus ihrer Verschlossenheit.
Er ist jetzt auch hier in unserer Gemeinschaft und Gemeinde und schenkt uns seine Energie und Kraft, seinen Geist.

Er, der bei Dir lebt und in uns wirkt in alle Ewigkeit.

 

Zur Lesung:


Gott will ein Haus des Gebetes für alle Völker, das sieht schon der Prophet Jesaja. GOTT will niemanden von Seiner Gegenwart und Liebe ausschließen. Jesus wird später sagen: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“.

 

Predigt:

In Evangelium zeigt Jesus, dass sein Weggehen, sein Sterben also, für die Seinen kein Verlust sein wird, sondern Gewinn. Die Liebe, die er den Zuhörern in den Jahren der Verkündigung gepredigt hat, der Liebe als stärkste Kraft und Energie des Lebens über den Tod hinaus, von der Liebe des Vaters zu uns Menschen und der Liebe von uns Menschen untereinander, diese Liebe sollte sich in Seinem Vorausgehen für alle IHM Nachfolgenden erfüllen. Wege und Möglichkeiten dafür gibt es viele: Denn „im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“.

 

Liebe Schwestern und Brüder, das ist eines von den Bibelworten, das Werner gerne zitiert hat und gelebt.
Es unterstütze sein eigenes und sehr selbständiges Suchen nach seinem Weg im Glauben. Durch Forschen und Wissen – übrigens wie unser Ordensvater Augustinus - wollte er seinen Glauben entdecken und begründen können. Durch diese seine Such- Ergebnisse waren viele von seinen Zuhörern fasziniert und begeistert. Sie fanden zum Staunen über Gott und die Schöpfung mit all ihrer wundervollen Geschichte. Keinen wollte er über den Tisch ziehen zu seiner Überzeugung hin, er liebte vielmehr das Gespräch und die Herausforderung der Zuhörer. So wurde in diesem Bibelwort von den „vielen Wohnungen“ auch seine Toleranz jedem Andersdenkenden gegenüber deutlich, und seine Freiheit, die er für sich forderte auch jedem anderen gewährte. Jeder durfte sein, wie er, wie sie war.

Vor Jahrzehnten erlebte ich das zum ersten Mal bei ihm zu Hause, wohin mich Wilfried mitgenommen hatte. Ich war so berührt von dieser mir ganz fremden Haltung, dass ich wirklich so Willkommen war, wie ich bin, mich nicht beweisen musste und nicht einen anderen spielen oder vorgeben als der, der ich eben bin. Ich erlebte „bedingungslose Liebe“, so begriff ich es später. Es blieb kein einmaliges Erleben, sondern diese seine Haltung hat mich im Laufe der Zeit gepackt und mich in meiner Sehnsucht nach wahrer Liebe neu werden lassen. Sie hat mir einen Zugang auch zur bedingungslosen Liebe Gottes aufgezeigt. Ich fand meinen Weg, meine Sehnsucht zur Wohnung am Herzen des Vaters.

 

Und weil die Freundschaft mit Werner immer männlich kraftvoller in mir wirkte, und auch Werner sie als Geschenk erlebte, bin ich dankbar, gerade auch für die Erfahrungen mit ihm in den letzten beiden Jahren seines Lebens mit der nicht mehr zu heilenden Krankheit. Ich trage diese beiden Jahre wie einen kostbaren Schatz in mir, wie ein Erbe, das ich nun verwalten und andere daran teilhaben lassen darf. Ein paar von den Perlen aus diesem Schatz will ich gerne weiterreichen. Sie mögen Euch allen zum Geschenk sein!

 

Als Werner gestorben war, da sagte jemand: „Jetzt war Euer Beten doch vergebens“! Mir blieb der Mund offen. Welch ein Missverständnis vom Beten! Fast um diese gleiche Zeit vor 2 Jahren, hatten wir mit der Gruppe „Pusteblume“ hierher in die Kirche eingeladen um ihn, zusammen mit anderen Schwer-kranken, in das heilende Licht der Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu stellen. Werner beschrieb danach immer wieder, dass er diese Feier in sich wie einen Schalter erlebt hätte, der ihm Licht und Energie in seinen müden Körper fließen ließ. Es begann für ihn und für Margret eine Gnadenzeit. Wie oft haben sie von Wundern gesprochen, bis zum Schluss. Ja, es waren Wunder, auch wenn am Ende mit dem Tod der Abschied kam. Und ich wage zu behaupten, die Wunder gehen noch weiter. Natürlich wäre es schön, Werner noch sehen zu können, nicht nur im Foto, mit ihm direkt sprechen zu können und nicht nur im Gebet. Natürlich hätten wir noch so viele Wünsche gehabt. Werner ging seinen ihm bestimmten Weg des Lebens zu Ende: Er ging nach Hause in die Wohnung bei Gott, zu seinem geliebten Meister und Herrn.

 

Von dieser Sehnsucht zu seinem Meister Jesus Christus muss ich erzählen, wie ich sie erlebt habe und unvergesslich in mir bleiben möge:

Schon stand die Urne in der Wohnung, in die - nach seinem Tod - die Asche kommen sollte. Margret sprach mit ihm darüber, wie wertvoll ihr später dieses sichtbare und berührbare Zeichen der Erinnerung sein wird. Und das Gespräch weitete sich – wie so oft – und führte hin zum Zeichen unserer Erlösung in der Eucharistie. Werner wurde von Margrets Dankbarkeit am Zeichen so überzeugt, dass er, dem die Anwesenheit vom Auferstandenen in der Gestalt vom eucharistischen Brot nicht gerade von größter Bedeutung war, dass er sich danach sehnte, sie jetzt doch noch einmal zu erhalten. Es ergab sich, dass ich ohnehin auf dem Weg in meinen Urlaub bei ihm vorbeifahren wollte. Und so baten mich die beiden, doch bitte die Wegzehrung der hl. Eucharistie mitzubringen und das vom Bischof geweihte Öl des Heiles. Ich ging in diese Wallfahrtskirche, holte aus dem Tabernakel die große Hostie, mit der im ganzen Mai die Pilger hier gesegnet wurden und brachte sie mit dem Gehäuse zu Werner. Eine Feier, wie ich sie bisher noch bei keinem Sterbenden erlebt habe, ergab sich dort zusammen mit uns Vieren. Anne war noch dabei. Ein Tischchen wurde festlich geschmückt, Werner drängte es, sich am Bettrand aufzusetzen. Wir sangen ein Lied zum Lobpreis Gottes, hörten das Ev und tauschten uns nach einer anderen Geschichte vom Brot, über das Zeichen dieses Brotes aus. Nie habe ich so sehr in seinen Händen und in seinem Blick das „O Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach…“ erlebt und zugleich „ja Herr, Du schenkst Würde dadurch, dass Du zu mir kommst.“
„Darf ich es berühren?“ Darf ich es in die Hand nehmen?“ Und er streckte sich aus, tastete sich zitternd hin zu diesem Brot… Darf ich wirklich? Ich musste daran denken, wie sich als Kind bei mir diese gleiche Ehr-furcht unseres alten Pfarrers zutiefst einprägte. Ich ermutigte Werner mit dem Gedanken, dass er doch als Heilpraktiker und in seinen Kursen so viel priesterlich gewirkt habe, dass dies jetzt nur eine folgerichtige Ergänzung sei. Und er nahm das Brot, küsste es, herzte es, brach es und gab es uns zum gemeinsamen Mahl. Dankbares Schweigen, ehr-fürchtige Glückseligkeit von uns allen! Sie blieb in den kommenden Tagen so tief in mir, dass ich daraus leben konnte. Die Erinnerung hat meine Ehrfurcht angesteckt und von neuem entzündet. Sie möge mir auch in Zukunft nicht verloren gehen. Wie selbstverständlich darf ich das Brot in die Hand nehmen. Ja, Er gibt sich auch Dir in die Hand. Er schenkt Dir Würde, der Du von Deinen eigenen Kräften her unwürdig bist.

 

Wenn wir hier in der Wallfahrtskirche Mariens sind, muss ich noch ein Wandlungswunder kurz erwähnen. Auch Maria, die Mutter Gottes, war ihm nicht ganz so wichtig auf seinem persönlichen Lebensweg. Vielleicht hing damit ja auch ein wenig die überaus fromme Marienverehrerin zusammen, die er in seiner Schwiegermutter erlebte. O ja, solch kleine Zeichen des Protestes kannte Werner ohne Zweifel auch. Eine seiner vielen Freundinnen war in Maria Einsiedeln und betete dort um eine gute Sterbestunde für ihn. Er war so berührt davon, dass er sich eine Marienikone bringen ließ, sie küsste und Maria um Verzeihung bat, dass er sie im Leben zu wenig gewürdigt hatte.

 

Noch etwas ganz Wichtiges muss ich mit Euch teilen.
Mehr und mehr muss ich auch mein Sterben ernst und in Blick nehmen, nicht verdrängen. Und ich gebe folgendes Erleben vor allem auch den Paaren weiter:

Lb. Margret, wenn ich Werner sehe, dann sehe ich immer Dich gleich mit. Wir, Eure Kursteilnehmer, erlebten Euch meist gemeinsam, erlebten Euch als ein ideales Ehepaar. Am meisten hat uns dabei aber geholfen, dass Ihr niemals Eure Schwächen versteckt habt, humorvoll habt Ihr Euch in solchen Phasen gegenseitig auf den Arm nehmen können. Das harte Ringen um Liebe und Treue blieb Euch nicht erspart. Und in den letzten beiden Jahren zeigte sich die königliche Frucht Eures über 50 Jahre - Miteinander Gehens. Über alles, aber auch wirklich über alles, habt Ihr miteinander gesprochen. Jeder kannte die Gefühle des anderen. Kein Thema blieb außen vor, sodass nur einer von Euch beiden hätte damit alleine fertig werden müssen. Ihr habt bis zum letzten Atemzug Euch ausgetauscht und sogar das Fest der Auferstehung mit den Eurigen vorgeplant, so weit ihr konntet. Auf dem Sterbebildchen fehlte nur noch das Todes-Datum. Selig die, die auf solche Weise einander zum Loslassen verhelfen. Sie werden verbunden bleiben für immer.

 

Ein Letztes – noch einmal für uns alle: Werner war Vater von drei gestandenen Töchtern. Auch sie machten es sich gegenseitig nicht immer leicht. Aber immer war und blieb für diese sein Haus weit offen. In den letzten Tagen vor dem Sterben wollte Werner aber ganz viel allein sein: Er streckte sich in Sehnsucht aus nach seinem Meister, er wollte nach Hause. Die jüngste Tochter wäre gerne noch einmal zu ihm gekommen, sodass er am Ende sogar auch sie abwies. „Wenn Du jetzt noch nicht weißt, wohin Du gehen musst, dann kann ich Dich hier auf dieser Erde nicht mehr trösten.“

 

Liebe Schwestern und Brüder. Jesus ging uns voraus, durch das Kreuz hindurch ins Leben. Werner folgte ihm nach, auf seinem ganz eigenen Weg. Wenn wir jetzt noch nicht begriffen haben, welche Sehnsucht ihn getragen, gelockt und in die himmlische Heimat geführt hat, dann kann er uns hier auf der Erde kein Trost mehr sein. Er will mit seinem Beispiel uns eine Lichtspur für das ewige Leben aufzeigen.

 

Danke, Gott, für dieses leuchtende, energievolle Geschenk seines Lebens. Sein Weggehen möge uns – auch nach dem Tod - von der unsterblichen Liebe umstrahlen!

 

Schlussgebet:

Herr Christus, du bist die Auferstehung und das Leben. Du besiegst den Tod. Mit deiner Auferstehung tröstest du uns, wenn wir geliebte Menschen an den Tod verlieren. Mit deiner Auferstehung machst du uns stark, den Mächten des Todes zu trotzen. Erneuere unseren Glauben an deine österliche Auferstehung, damit wir getrost und stark allem widerstehen, was dich verachtet und dem Tod dient. Amen

   

Für alle, die nicht die Möglichkeit hatten, nach Puchheim zu kommen, gab es jetzt noch einmal in Fährbrück die Gelegenheit sich bei diesem Gottesdienst von Werner zu verabschieden. Jeder konnte seine persönlichen Gedanken (Bitte und Dank) mit einem Bild oder einem Text auf einer Pinnwand anbringen. In der Predigt von Christoph wurde Werner noch einmal ganz lebendig mit all seinen Fähigkeiten, seinem Humor und seinem starken Glauben.  Die uns vertrauten Lieder  "Rühr mich an mit deinem Wort" und das "Ave Maria" als Kanon schafften eine tröstende Atmosphäre.  Hinterher saßen wir bei sonnigem Herbstwetter im Garten des Klosters und Margret erzählte ihre persönlichen Erlebnisse in den Tagen des Abschieds. Sie berichtet immer wieder von ihrem starken VerbundenSein mit Werner und dass es keine Trennung gibt in Gottes Liebe. So wird uns Werner weiter begleiten mit seiner Leuchtkraft und seiner Liebe in unserem eigenen "Unterwegs-Sein".