Augustinerkloster Würzburg
P. Christoph Weberbauer OSA
Dominikanerplatz 2
97070 Würzburg
Tel.: 0931-3097-197– Handy: 0151 5227 1362 – mail: christoph@augustiner.de
Würzburg, 17.11.2019
Liebe „augustinisch-unterwegs.de“ Freundinnen und Freunde, Verbundene und Interessierte!
Es ist endlich so weit: Ich bin in Würzburg angekommen – wenigstens schon einmal physisch. Lange war der Weg für mich bis hierher. Jetzt hoffe ich, dass alles gut ist, „Tutto bene!“ „Bonum est confidere“:
Zunächst musste ich ja noch in Fährbrück bleiben, weil mein Nachfolger, P. Jakob, am Fest unseres Ordensvaters Augustinus – an dem bei uns eigentlich die Versetzungen nach dem Provinzkapitel vollzogen sein sollten – noch nicht antreten konnte. Als Jakob dann da war, bekam ich regelrecht Angst, dass mein Umzug vielleicht sehr schnell vonstattengehen müsse. Ich wollte endlich einmal das seit vielen Jahren Angesammelte durchforsten und aussortieren, wollte und musste „ausmisten“. Im Gespräch, das ich deshalb mit meinem neuen Prior, P. Alfons, führte, sicherte dieser mir alle nötige und gewünschte Zeit zu. Als ich dann allmählich zum Umzug bereit gewesen wäre, da war das Zimmer in Würzburg noch nicht fertig. Es fehlten noch die dafür ausgesuchten neuen Möbel. Gerade als diese dann zum Abholen bereit standen, da musste ich in die Uniklinik nach Würzburg. Mein Herz hatte leider wieder einmal den rechten Rhythmus verloren. Der vierte (!) Elektroschock seit 2017 wartete auf mich. Weil der letzte Vorfall erst knappe zwei Monate hinter mir lag, wurde mir von den Herzspezialisten eine „Ablation“ empfohlen, die dann einige Tage später auch in dieser Klinik durchgeführt wurde. Ein begleitender Engel war mir in all dieser Zeit Irene Pfister, eine Kranken-schwester, die in Rieden wohnt und gerade dort auf einer Station im ZOM arbeitet, wo mir gute Fachleute – so bin ich überzeugt – entsprechende Hilfe bieten konnten. („Es gibt keine Zufälle!“) Weil ich nach der Op nicht schwer heben oder tragen durfte, wurde der Umzug noch einmal verschoben. Am 12. Nov. wurden dann meine Habseligkeiten hierher nach Würzburg geholt. Ich wurde freundlich empfangen, von manchen sogar sehr freundlich und auch herzlich. Eine rote Rose stand vor meiner Zimmertüre und während des Auspackens wurde ich an die Pforte gerufen, um noch einmal farbenfrohe Blumen zur Begrüßung abzuholen. Sind das nicht schöne Zeichen, deutlicher gesagt: „Sakramente“ (nach Leonardo Boff!)?!
Wenn ich jetzt von hier aus noch einmal auf das Jahr 2019 zurückschaue, dann sehe ich ein Jahr mit „Jubel und Trubel“. Mein 50.tes Priesterjubiläum war ein wunderschönes Geschenk zum „Jubilieren“. Der 80.te Geburtstag von Margret Schneider - etwas später - ebenso. Beide Feste stellten mir noch einmal die wertvolle Verbundenheit mit Menschen vor Augen - hier auf der Erde und im Himmel! - , die mich im Leben liebevoll begleitet haben, sodass ich auch den „Trubel“ der letzten Zeit mit Krankheit und dem Hin und Her zwischen Fährbrück und Würzburg einigermaßen unbeschadet überstehen konnte.
So vertraue ich, dass ich auch die (mit größter Wahrscheinlichkeit) letzte Etappe des Lebens ebenso gut bestehen werde, wie ich Vergangenes erlebt, erfahren und – meiner Meinung nach – auch bestanden habe. Leicht ist mir der Umzug dieses Mal wahrlich nicht gefallen. Die weite einladende Flur rings um Fährbrück und die hoch aufragende und einladende Wallfahrtskirche habe ich sehr geliebt. Das Loslassen war nicht einfach, auch nicht das Loslassen so vieler kostbarer, im Laufe vieler Jahre gesammelter Schätze. Zwei Worte mussten mich täglich neu ermutigen:
„Freiheit und Glück bestehen im Loslassen, nicht im Sammeln und Bewahren“ BG,
„Der Engel des Loslassens erleichtere dir, Altes gehen zu lassen und freudig Neuem entgegenzugehen.“ AZ.
Die Freude ist noch recht verhalten in mir, weil ich sooo viel Neues mit 77 Jahren nicht mehr unbedingt gebraucht hätte. In Fährbrück war ich der Jüngste unter den Alten, hier in Würzburg bin ich der Älteste unter den „Jungen“. Es ist gut und zum Teil wirklich auch aufbauend die nachfolgenden Generationen zu erleben – in der Familie wären das die Kinder und Enkel –, aber sie fordern mich auch ganz schön heraus in meinem Anders-sein und in meinem Alter. Es beginnt bei der modernen Kommunikation (nicht einmal mein Telefon im Zimmer konnte ich bedienen) und geht bis zur Gestaltung des gemeinsamen Lebens, einschließlich der Spiritualität, wie sie mir gerade in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist.
Auch wenn ich schon seit wenigstens 10 Jahren immer wieder mal gefragt wurde, wann ich mich denn endlich - meines Alters wegen - pensionieren lassen möchte, habe ich dennoch jetzt in Fährbrück immer wieder hören müssen: „Und was wirst Du dann in Würzburg eigentlich machen?“
Ja, jetzt will ich erst einmal die Alterssituation annehmen, „Rentner Dasein leben“ und schauen, was sich dabei so für mich ergibt. Ganz sicher bin ich mir, dass ich auch in Zukunft nicht vor Langeweile Däumchen drehen werde. Neben den normalen Anforderungen des gemeinsamen augustinischen Zusammenlebens werden wohl drei Bereiche auf mich warten: Der Beichtstuhl in der - schon seit Jahrzehnten dafür bekannten - „Beichtkirche“ von Würzburg, Besuch und Gottesdienste in der Pflegestation in unserem Haus und dann natürlich die Feier von Gottesdiensten in unserer Kirche oder Aushilfe an anderen Orten. Hie und da wohl auch noch Kursbegleitung und … ???
Jedenfalls hoffe ich, erst einmal mehr Zeit für mich selbst zu haben und sie zu genießen. Gerne lade ich deshalb zu einem Besuch ein - auch in meinem neuen Zimmer hier im Kloster. Absprache bleibt sinnvoll, manchmal kann es aber auch spontan gelingen.
Telefon, Durchwahl in mein Zimmer, Handy oder Mail: siehe oben!
Ich bin dankbar, wenn wir weiterhin verbunden bleiben im Denken aneinander und im Gebet füreinander. Wieder habe ich in der vergangenen Zeit diese Kraft und die Beruhigung daraus im und am eigenen Herzen erfahren. „Danke!“
„Gott segne Dich / Euch und halte Dich / Euch behutsam in Seiner Hand!“
Froh und dankbar durch IHN verbunden grüßt herzlich
Christoph (Augustinerpater)