Karwoche – Ostern 2021:  Verbunden und Vernetzt, 

Erinnern und Feiern

 

Hallo Du, liebe ………..  und Du, lieber ………… !

 

Hast Du Dir im letzten Jahr vorstellen können, dass uns Corona auch heuer noch fest im Griff halten wird?! Hattest Du schon Vorstellungen oder Pläne, Wünsche und Sehnsüchte für die Karwoche und Ostern in diesem Jahr?

 

Ich hatte lange die Hoffnung, mich in diesem Jahr nach Fährbrück zurück zu ziehen, um einmal wieder gemeinsam mit Interessierten diese Tage zu erleben und zu leben, wie wir es so oft miteinander getan hatten. Es gab schon seit langer Zeit Interessenten dafür. Als aber der Lockdown immer schärfer wurde und damit die Ahnung, dass wohl die meisten die Tage (ziemlich) allein und in Alltagsumgebung begehen müssten, da kam von Margret der Vorschlag, ob wir uns deshalb nicht doch wenigstens untereinander bewusst verbinden und vernetzen könnten. Manche von uns haben gerade in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht (auch ich), wie gut es tut, wenn man nicht allein ist, sondern sich von Weggefährten begleitet fühlt. Deshalb schlage ich vor, uns durch Erinnerungen zu verbinden an dem Fest, das selbst Erinnerung bedeutet:
Die Juden erinnern sich am Paschafest, an die Befreiung aus Ägypten. Die Frauen und Männer, die mit Jesus das letzte Pascha feierten, erinnerten sich danach, dass er bei diesem Abendmahl Brot und Wein nahm und beides mit ihnen teilte. Das Herz brannte den Emmaus Jüngern, als sie dieses Zeichen wieder erlebten.

 

Du hast Deine Erinnerungen in Dir. Manche werden das Herz brennen lassen.
Ich will ein paar von mir erzählen, die als „Zeichen“ (= „Sakrament“) der Erinnerung in mir leben. Vielleicht warst Du ja auch dabei?!

 

Unvergesslich ist mir die Karwoche in San Gimignano. Vielleicht deshalb, weil sie die letzte Karwoche bleiben sollte, die ich gemeinsam mit Margret und Werner begleiten durfte:
Die Osterkerze war an der kleinen Feuerstelle im Kreuzgang des Klosters entzündet worden. Um dieses Zeichen des Neuen Lebens tiefer in uns ankommen zu lassen, reichten wir die große Kerze einander weiter, so wie Fußballspieler ihren eben gewonnenen Pokal einander weiter geben, damit sie ihn alle wenigstens einmal freudig und stolz in die Arme nehmen könnten. Und ich sehe Werner, wie er diese Kerze jubelnd emporhebt und sie mit Dankbarkeit und Freude küsst, das Zeichen des Auferstandenen: „Halleluja“!

Ein gutes Jahr später, Werner war durch seine Krankheit schon sehr schwach geworden und bereit zu sterben, da bat er mich – als ich ihn noch einmal in Puchheim besuchen wollte – ob ich nicht die Kommunion mitbringen könne, auch sie als Zeichen des Auferstandenen. Erst ein wenig verwundert und hilflos, wie ich das denn tun könne, fiel mir ein, dass im Tabernakel der Wallfahrtskirche von Fährbrück während des Monats Mai ein goldenes Gefäß war, die Pyxis, in der eine große Hostie für die Monstranz aufbewahrt blieb. Beides packte ich zum Reisegepäck ins Auto von Anne, mit der ich anschließend nach Österreich in den Urlaub fahren durfte. Unvergesslich erlebten wir beide dann die kleine Feier am Krankenbett mit Margret und Werner und der Hostie, dem Brot des Lebens in unserer Mitte. „Darf ich sie in die Hand nehmen?“, fragt Werner. Und ich bestätige, dass ich ihn bei all seinem Tun, besonders als Heilpraktiker, immer auch als „Priester“ erlebt habe. Er möge uns doch jetzt das Brot brechen und es verteilen. Er nahm es mit einer solch ansteckenden Ehrfurcht in seine Hände, küsste es, küsste IHN, den Auferstandenen, mit all seiner Sehnsucht und gab auch uns: „Zeichen“, „Geheimnis des Glaubens…“. Unsere Herzen brannten. Werner schien dem Auferstandenen nicht nur ganz nahe zu sein, sondern IHM im Innersten tief verbunden, bereit zur noch tieferen Begegnung…

 

Magst Du da mit Deinen eigenen Erfahrungen anknüpfen?!


Wir sind grundsätzlich immer verbunden und vernetzt – durch den Auferstandenen. Vielleicht aber helfen uns die Erinnerungen, das Herz neu entbrennen zu lassen und zu leben, vertrauensvoll und hoffnungsvoll auch in dieser schweren Zeit der Corona Pandemie. Sehnst Du Dich nicht auch danach in guter „Resonanz“ zu leben, wie es Werner immer wieder ausgedrückt hat. Nicht nur das Virus liegt in der Luft. Viele ansteckende negative Gedanken: Enttäuschungen, Ängste, Ärger und Wut verbreiten sich über die ganze Erde. Wenn aber doch kein Gedanke im Weltall verloren geht, dann will ich gerne nach meinen Möglichkeiten und Fähigkeiten bewusst Gutes tun, was und wie es mir gelingt. Und ich bin glücklich, wenn ich mich von anderen ermutigt und unterstützt fühle.

 

Werner suchte immer den Weg zum Leben und zum Sinn des Lebens über die Wissenschaft.
Ich ließ mir gerne den Horizont meines Denkens und meines Glaubens durch ihn weiten. Wie oft konnte ich staunen und mich wundern über die geheimnisvolle große und kleine Welt, Makro- und Mikrokosmos. Und ich fand mich darin doch immer wieder bestätigt in meinem Glauben an einen liebevoll schaffenden und wirkenden Gott, an die Liebe dieses Gottes, an das „Reich Gottes“, dessen Gegenwart Jesus als mitten unter uns und in uns verkündet hat.

 

Alles, was und wie wir in den Tagen des Zusammenseins im „Osterkurs“ gelebt haben, das sollte ein Kosten und Schmecken sein, ein Hinein-finden und -wachsen in Seine Gegenwart, ein Verleiblichen der positiven Gedanken, uns und unserer ganzen Schöpfung zum Heil. Die oft so einfachen und doch so kostbaren Leibübungen von Margret, mit ihrer Ruhe- und Vertrauen-schaffenden Stimme vorgetragen, waren hilfreiche Schlüssel, Leib und Herz in Einklang zu bringen.

In Meditation und Gottesdiensten haben wir alles vor Gott gebracht und uns dabei der vorgesehenen Liturgie dieser Tage angeschlossen.

 

Anstrengende Yoga Übungen und ganz einfache Eutonie-Übungen am Boden, Imaginationen, die Vorstellung von Farben und Bildern gehörten genauso zu unserem ganzheitlichen Programm wie das Fasten, das Essen und Trinken, das Schmecken und Kosten und das Miteinander Teilen, wie Gespräche über das Wort der hl. Schrift, Stille und Meditation, das Singen und der Gottesdienst.

 

Auch dazu konkrete Beispiele, vielleicht Anstoß zum weiteren Erinnern und zum eigenen Tun,
zum Wirken-Lassen hier und heute, zum Segen für dich, für uns und unsere Mitmenschen.

 

 

Karwoche und Ostern:

 

Sie war es mir immer schon für mich, und sie ist es mir immer noch, diese Woche:
die wichtigste Woche des Jahres, die „heilige Woche“. Sie wird so genannt, weil sie eben besonders zum Geheimnis des Heiligen einlädt, zum Geheimnis des Heiles, der Erlösung und Befreiung, zu unserem wahren Menschsein, das uns Jesus vorlebt, bis über den irdischen Tod hinaus.

 

Die Woche beginnt mit dem Palmsonntag:

 

Ich werde um 10:00 die Eucharistie feiern in der Pflegestation in unserem Haus. Palmzweige werden dabei alle in der Hand halten oder (die Demenz-kranken) bei sich liegen haben, und wir werden - auch ohne Prozession - das Lied singen: „Singt dem König Freudenpsalmen…“

 

Die ganze Spannweite der christlichen Botschaft zeigt sich schon an diesem Sonntag:
Jubel und Begeisterung der Menschen, die etwas ahnen vom ersehnten Messias: „Hosianna!“
Aber ist das nicht bis heute so? Gott, der Ersehnte zeigt sich ganz anders als wir es uns vorstellen.
Auch meine Vorstellungen werden durch das Leben immer wieder hinterfragt, durchkreuzt und neu herausgefordert. Die Masse, die Menge, „die Vielen“ kippen schnell um, vom jubelnden Beifall zum „Kreuzige ihn!“ Es ist so leicht andere verantwortlich zu machen, Schuldige zu suchen, anzuklagen, die Wahrheit zu leugnen…

 

Wo stehe ich?
Wer bin ich?

 

Mich hat am Palmsonntag schon immer der Esel im Evangelium des Tages angesprochen. Ich bin der Esel, der erst losgebunden werden muss, der Esel, den Jesus braucht und suchen lässt …

 

Immer noch spricht mich deshalb der etwas veränderte Text von Andreas Knapp an – gerade wenn ich jetzt hier in Würzburg die Veränderung meines Herzens schmerzhaft beobachte, das körperliche Ausgebremstsein spürbar erfahre:

 

Jünger werden, Jünger sein

 

wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst und folge mir nach

 

jugendlich trunken
meinte ich alles zu geben

und dir egal wohin
lässig zu folgen

alt und ernüchtert
möchte ich vor allem zugeben

egal wohin ich auch gestolpert bin
bist du mir unablässig nachgefolgt

(Andreas Knapp)


oder warst du doch mir immer voraus
hast gerufen, gelockt, gedonnert und geblitzt
hast mich losbinden und holen lassen,
den jungen Esel störrisch und unerfahren

alt und erfahren
muss ich vor allem zugeben
mein Wille war kurzsichtig und engstirnig
dein Wille war sehend und weitherzig

 

 

„Ich danke dir, mein Gott, von ganzem Herzen…“
„Wo die Liebe wohnt …“

„Jubilate Deo …“

 

 

„Hosianna“ Jubel, Dankbarkeit, Freude …

Ich habe immer noch und immer wieder viel Grund dazu. Du bestimmt auch, wenn Du auf Dein Leben schaust.
Solltest Du keinen Palmzweig haben, dann geh einfach raus in die Natur, schau, was da neu als Leben aufkeimt, schau es an und freue Dich am Leben …!
Mit einem Handy kann man so leicht fotografieren, schicke das Foto jemandem zu, verbunden mit einem lieben Gruß!

 

Vielleicht magst Du Dir in dieser Woche täglich eine - wenigstens kurze - Zeit in Gottes freier Natur gewähren und dabei im Herzen einen Gruß an die Vernetzten denken …

 

Vielleicht findest Du auch Zeiten zur Stille und zur Meditation. Fühle Dich dabei unterstützt von den anderen, die sich daran erfreuen, so einfach wie möglich, offen und absichtslos, geerdet und gehimmelt, in Seiner Gegenwart da zu sein. Es müssen nicht genau die gleichen Zeiten sein, die wir jeweils zu Hause finden. Gott verbindet schon unsere gute Absicht zu einem kraftvollen gemeinsamen Bündel.

Ich beginne meinen Tag mit einfachen Übungen und einer Meditation und will in dieser Woche den jeweiligen Tag bewusst auch mit Euch am Abend beenden, besonders am Donnerstag (dazu gleich noch mehr).

 

Gründonnerstag – der Tag der dienenden Liebe, der Fußwaschung:

 

Wir im Kloster treffen uns heute und in den nächsten beiden Tagen um 8:00 in der Kirche zu Trauermetten und singen dabei die „Lamentationes“. Das sind Klagelieder der Propheten über das alte, das untergehende Jerusalem und mit der Sehnsucht nach einem Neuen Jerusalem. Jesus weint über die Stadt und verkündet nicht nur den neuen „Tempel“ (seinen Leib, meinen und Deinen Leib), sondern auch die Neue Stadt Jerusalem. Solche Gedanken tauchen auch in manchen Kreuzwegstationen auf.

 

Vielleicht magst Du Dir heute oder in den kommenden Tagen einen Kreuzweg oder einen anderen Besinnungsweg suchen und ihn gehen, allein oder mit anderen??

 

Wir werden in unserer Augustinerkirche am Abend um 18:00 die Liturgie feiern.

„Begreift ihr, was ich an euch getan habe?... Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“

 

In unseren Kursen haben wir die Füße schon während des Tages bewusst in den Blick genommen, sie liebevoll berührt und sie einander gesalbt: Intimes, heilendes, heiliges Tun An- und Miteinander.

 

Fällt Dir jemand ein, mit dem Du dieses Zeichen der Fußsalbung oder -waschung vollziehen magst? Auf jeden Fall kannst Du Dir auch selbst damit Gutes tun – auch wenn das nicht wirklich ein Ersatz für das gemeinte Zeichen sein wird.

 

Die Fußwaschung ist „nur“ ein Symbol für Mehr und für Vieles, für die Phantasie und den Reichtum der Liebe, wo und wie sie sich zeigt. Aber sie ist ein tiefes Symbol. Mir ging es immer unter die Haut, ob ich es anderen anbieten durfte, oder ob es mir geschenkt wurde. Und immer wieder läuft dabei das Leben vor meinen Augen ab, wie viele Menschen mir schon die Füße gewaschen, mir Liebe geschenkt, mich heilend berührt haben. Die Dankbarkeit für all das fand immer auch noch einen geeigneten Platz in der gemeinsamen stillen Zeit, der Anbetung nach dem Gottesdienst.

 

Ein anderes Zeichen der dienenden Liebe in unseren Kursen war für mich auch das Abendessen in Stille mit Brot, Milch oder Tee. Es war berührend, auch da dieses bewusste liebende Miteinander zu erleben. Geht da auch etwas in diesen Tagen bei Dir Zuhause?

 

Und wenn wir schon beim Essen und Trinken sind: Falls Ihr einen Gottesdienst „Streaming“ erlebt, aber auch wenn Ihr in der Kirche gewesen seid (oder auch nicht) und daheim miteinander esst und trinkt, feiert …), nehmt doch in Verbundenheit mit der Liturgie bewusst und dankbar ein Stück Brot in die Hand, wie es Jesus beim Abendmahl getan hat und ein Glas mit Wein und erinnert Euch … ER IST DA im Miteinander Teilen!

 

Das frohe Fest des Gründonnerstag,
das auch noch an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten erinnert, an Befreiung also,
das Pascha, das Jesus als „letztes Abendmahl“ feiert, an das sie sich erinnern sollten,
das endet mit Verrat, mit Todesangst, mit Dunkelheit und Nacht
und mit der Bitte in schweren Zeiten einander zu unterstützen:

„Simon, du schläfst?“ („Und wenn ich mit dir sterben müsste“ hatte Petrus kurz vorher noch selbst überschätzend getönt, „ich werde dich nie verleugnen.) „Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt.“)

 

Ich erinnere mich an Stunden in der Nacht, die mir schwer waren, aber soo kostbar und wertvoll. Das Miteinander – durch die ganze Nacht hindurch – hat uns getragen. Ich will jedenfalls auch in diesem Jahr eine Zeit in der Nacht wachend und betend verbringen. Machst du mit?
Anliegen haben wir genug. Mit Lebenden und Verstorbenen können wir uns in dieser Zeit verbinden und vernetzen…

 

„Wo die Liebe wohnt, blüht das Leben auf…“

 

„In uns vollzieht sich das Sakrament deiner Liebe.
Wir binden uns an dich,
wir binden uns an sie
mit der Kraft eines Herzens,
das für dich schlägt.

Wir binden uns an dich,
wir binden uns an sie,
damit ein einziges mit uns allen geschehe…

Durch uns zieh sie zu dir hin,

damit sie dir in uns begegnen,
denn du allein hast das Recht,

dich ihrer zu erbarmen.

Weite unser Herz, damit es alle zu fassen vermag;
präge sie ein, damit sie für immer
in unser Herz geschrieben seien.

 

                              (Madeleine Delbrel 1904-1964)

 

 

 

Karfreitag: Kreuz, Kreuz-weg, Kreuz- (Leidens-)geschichte, Kreuz-verehrung, Für-bitten

 

Zwischen dem Tag der Liebe (Gründonnerstag) und Ostern liegen Karfreitag und Karsamstag.
Die drei Apostel, die auf den Berg Tabor eingeladen waren und dort den von der Sonne durchstrahlten Jesus erlebt hatten („Jede Zelle unseres Körpers ist ein kleiner Sonnenkollektor“ sagte uns Werner immer wieder), die müssen den Berg Tabor wieder verlassen, schaffen es aber nach dieser Erfahrung auch zum Berg Jerusalem hinauf.  

 

Durchkreuzt das Leben also, so ganz anders als gewollt, geplant und erwartet …
Wir kennen das alle in unserem Leben …
Und da können wir mit IHM gehen und dürfen dabei erfahren, dass ER mit uns geht …

 

Am Vormittag des Karfreitag waren es die einfachen und doch so aussagekräftigen Übungen am Boden liegend,
mit dem Kreuz an unserem eigenen Leib, dem Kreuz, das ich mir oft selbst am meisten bin:
das kleine Kreuz im Körper um das Kreuzbein herum
und das große Kreuz mit den ausgebreiteten Armen…


Und immer wieder der sehnsuchtsvolle Blick auf Ostern:
die offenen, weit ausgebreiteten Arme ließen einen Regenbogen über uns entstehen,
jede einzelne Farbe über mich gespannt,
verbunden von der einen Hand in die andere Hand …
Die Hoffnung stirbt nicht!

 

Um 15:00 an allen Orten die Liturgiefeier:

 

Welche von den Rollen in der Passion spricht mich wohl in diesem Jahr besonders an?
Welche Stelle, welches Wort wird mir unter die Haut gehen?
„Wo bin ich denn auf diesem Leidensweg … und warum stehe ich hier …??“ –

Da hat uns Margret immer liebevoll und vom Geist geführt begleitet, unsere Lebenssituation mit in den Weg eingebunden. Ich kann mir manche Szenen dieser segensreichen Bibliodramen sofort wieder vor Augen führen und sie innerlich nachvollziehen, wie ich sie das eine oder andere Mal erlebt habe. Und sogar die Erinnerung scheint mir wieder heilsam zu sein. Wie wichtig waren aber auch die anderen mit auf dem Weg! Jede und jeder hat einen Teil von mir geäußert und mich so mitgetragen, mal mehr und mal weniger…

 

Dann war die Verehrung des Kreuzes und das Beten der Fürbitten, vor IHM ausgesprochen …

 

Am Abend des Karfreitag:
Können wir uns auch da noch einmal verbinden?

Vielleicht einen biblischen Text lesen und/oder meditieren,
vielleicht an schwere Tage im Leben denken,
oder beten, dass ich in Not, Leid und Schmerz nie allein sein möge…

Wer ist es, an den und für die ich zur Zeit besonders denken und beten will …?

Wie kostbar sind das Einander Tragen und Helfen,
die unterstützenden Gebete – auch im Laufe des Jahres … !!!

 

 

Karfreitag und Karsamstag: Stille, Schweigen, Warten, Sehnen …

 

Schwer kann das alles sein
aber vielleicht sind wir darin Gott, dem Unbegreiflichen, dem Unfassbaren…
am Nächsten ?!?!

 

Osternacht, Ostern

 

Wir wollen im Würzburger Kloster um 5:30 feiern, beginnend im Kreuzgang
– wie auch immer die Möglichkeiten gegeben sein werden – Corona bedingt ???

 

Die Osternacht, gefeiert am frühen Morgen,
das Hineintasten und Sehnen nach Aufstehen und Auferstehen
in den beginnenden neuen hell-werdenden Sonntag hinein,
ist mir zur geliebten Tradition geworden:

 

Ich erinnere mich an Feuerchen auf dem Tablett gereicht bis hin zu hell leuchtenden, kraftvollen Feuerstellen, die liebevoll und mutig bereitet und entzündet waren, um dieses erste Zeichen der OsterNacht aufleuchten und sprechen zu lassen, mehr als es Worte können…

 

Gott, der Auferstandene, das Leben … kommt uns immer schon entgegen

 

-        im Feuer, in Licht und Kerze,
im Weitergeben aneinander, im gegenseitigen Anstecken

-        im Wort und im Austausch des Wortes

-        im Wasser,
der Erinnerung an das Getauft-sein (spür das Kreuz auf deine Stirne gezeichnet,
vielleicht magst Du es auch jemandem segnend weiter geben??)

-        in Brot und Wein, im Festmahl

-        im Miteinander Teilen und dem Einander Segnen, in der Agape

 

Manchmal ist es gut, Altes wirklich noch einmal ins Feuer zu werfen und zu verbrennen.
Manchmal tragen wir Verwundungen lange mit uns herum oder Fesseln, die wir nur ungern loslassen wollen, weil sie eben auch ein wenig Halt geben … !?

 

Meine Osterkerze gestalten: Schöner und leichter ist das natürlich auch im schweigenden Miteinander.
Aber es geht auch allein. Elisabeth kann immer noch hilfreiche Tipps geben, wenn nötig.

 

Dazu das Hören der Johannes Passion von J.S.Bach…?!?

Oder überhaupt das Hören von Musik, meditativer Musik, klassischer Musik …

Gerade auch jetzt in dieser Zeit, wo nicht gesungen werden darf, erhält das Hören eine noch tiefere Bedeutung. Bei uns hier in der Augustinerkirche hat Musik grundsätzlich einen kraftvollen Schwerpunkt. Ich spüre manchmal, wie sie in mir etwas in Bewegung setzt, wo Worte nicht hinkommen.

Und immer wieder der Segen: Gerade jetzt, wo noch einmal die mittelalterliche Stimme Roms hierarchisch eindringen will in unsere Herzen und sie kalt erwischen will. Da lassen wir uns lieber „das Herz von Stein aus der Brust reißen“ und schenken uns den Segen der Liebe – jedem und jeder, wer sich danach sehnt. Und wir, wir können uns immer wieder segnen, dankbar und froh, dass wir einander haben. Hallelujah!!

Als Abschluss eines der schönsten Vermächtnisse von Werner, seine Fassung der Schöpfung für die Osternacht.
Ich sehe dazu mit meinem inneren Auge die wunderschönen und aussagekräftigen Fotos
und höre seine Stimme:

 

 

Jede Zeitepoche hat ihr eigenes Weltbild.
Auch der biblische Schöpfungsmythos – verfasst vor ca. 3000 Jahren -
war beeinflusst von dem damals vorherrschenden Weltbild.
Heute würde dieser Mythos sicherlich ganz anders klingen.
Doch die Grundaussage bleibt die gleiche:

GOTT IST DER SCHÖPFER ALLEN LEBENS UND ALLER FORMEN!

 

 

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, Geist, Energie, Materie.

So begann die Schöpfung in einem Blitz aus Feuer und Energie.

Gott sprach sein Wort und es entstanden Sterne.

Gott sprach sein Wort und es entstanden Galaxien.

Gott sprach sein Wort und es entstand das ganze Universum
mit seinen Kräften, Gesetzen und Formen.

 

Am zweiten Tag schuf Gott die Erde.

Er führte sie in das große Abenteuer der Evolution,
in ein Werden und ein Heimkehren zum Ursprung.
Und der Geist des Herrn erfüllt das All, den ganzen kosmischen Raum.
Er durchdringt, belebt und bewegt alles Geschaffene.

In seinem Glanz und Licht erhebt die Schöpfung ihr Gesicht.

Alles hat seine Bestimmung.

ER lenkt das Werden von Milliarden Jahren.

 

Am vierten Tag entstanden lebendige Zellen, beweglich;
aus ihnen Kräuter, heilende Schwingungen ausstrahlend,
Blumen, Schönheit und Düfte spendend,
und Bäume, Kraft und Schutz vermittelnd,
ein Garten voller Werden und Vergehen.

 

Am sechsten Tag sprach Gott:
„Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis.
Wisst Ihr nicht, dass Euer Leib ein Tempel des Geistes ist,
vernunftbegabt, ein Herz voll Liebe und Barmherzigkeit,
kraftvoll wirkend, die Erde gestaltend?

So richtet Euch auf ihr Menschen zum aufrechten Gang, seid frei!“

 

Und die Menschen fingen an zu denken, zu planen und zu gestalten.

Gott schuf mich.

Er gab mir Augen, Ohren und Stimme,
meiner Seele die Sprache, meinem Geist die Freiheit,
damit ich Antwort gebe dem Wort, das mich schuf.

 

Und so bin ich sein Bild, jeder auf seine ganz besondere Weise.
Ich lebe aus seiner schöpferischen Kraft, seiner liebenden Phantasie.
Mein Auftrag ist, seinen Willen zu spiegeln.

 

Am siebten Tag ruhte Gott.

Denn Gott ist nicht nur der unendlich Wirkende.
Er ist das ewige Sein - auch ohne sein Werk.

 

Und er segnet die heilige Stille
und gibt unserem Herzen den Frieden.

Eines fernen Tages wird die Schöpfung vollendet sein,
und wir werden zurückkehren
mit den Stimmen der Dankbarkeit.