Convento S. Agostino

P. Christoph Weberbauer OSA

PIAZZA S. AGOSTINO 10

I - 53037  S GIMIGNANO / SI

 

Tel.: 0151 52271362   – mail: christoph@augustiner.de

 

 

                                                 San Gimignano, 16.11.2014

 

Liebe augustinisch-unterwegs.de Freundinnen und Freunde!

Immer mehr angekommen
Ankunft, Advent…
ER kann ankommen, je mehr ich - vor allem bei mir selbst - angekommen bin.

Ja, ich spüre mich langsam „angekommen“ hier in diesem sehr alten, geschichtsträchtigen und doch auch wieder „jungen“ Augustinerkloster, unter vielen fremden Touristen, Pilgern und Gästen. Frohe Erlebnisse, Begegnungen, und Gespräche helfen mir dabei natürlich sehr.

Mein Herz brennt – mit Augustinus – wenn eine Gruppe „zufällig“ in unsere Kirche kommt und ich das deutscheLied, von ihnen gesungen, höre: „Großer Gott wir loben dich …“. Wenn sie sich über mein Angebot freuen, ihnen mit Hilfe der berühmten Fresken von Benozzo Gozzoli ein wenig von Augustinus zu erzählen. Die Gruppe war aus dem Allgäu. Ihr Leiter war sehr offen und begeistert, die Gruppe sehr wach und interessiert. Ich fühlte mich wie auf dem AugustinusWeg in Messelhausen und war selbst so erfüllt und dankbar von der Begegnung, wie diese es waren. Nur die vereinbarte Abfahrt mit dem Bus hat uns am Ende schnell getrennt.

Sehr hilfreich war für mein Ankommen auch der Besuch der Generalleitung unseres Augustinerordens aus Rom hier in SGi. Unser international besetzter Konvent steht unter ihrer Ober“aufsicht“. Es war ein sehr angenehmes, wirklich brüderliches Zusammensein. (Bei Tisch waren wir dann aus 8 Nationen versammelt. Gefehlt hat – leider - nur mein Freund und Mitbruder Franz. Ihm ist es zu kalt bei uns. Auch wenn mich die anderen Patres mit seinen Grüßen und denen von Matthias überhäuft haben.) Beim offiziellen Gesprächsaustausch, in dem zunächst P. Brian das Konzept des Hauses und die Leistungen des letzten Jahres vorgestellt hatte - einschließlich der Nachricht von der Ankunft des lang ersehnten dritten Mitbruders aus Deutschland - wurden offen und interessiert Gedanken ausgetauscht und vor allem Möglichkeiten für eine möglichst zu- und abgesicherte Zukunft durchdacht. (Da konnte ich natürlich aus der Erfahrung vom Schließen des Klosters in Messelhausen gut mitreden, wie schnell so etwas passieren kann, selbst wenn das Haus bei den Gästen noch so beliebt sein mag.) Mir wurde bei diesem Gespräch aber vor allem - noch deutlicher als bisher - bewusst, dass dieses Kloster in San Gimignano wirklich noch klarer als Messelhausen ein "Haus augustinischer Spiritualität" sein will und auch ist. Alle Brüder sind bei den Gästen oder Kursen irgendwie beteiligt - so schwer es für mich bisher auch gewesen sein mag, wenn zu viele Englisch Sprechende hier bei uns auftauchen. Deshalb will ich jetzt auch mehr um deutsche Besucher und Gäste werben  :-)), weil ich glaube, dass auch diese sich hier sehr wohl fühlen werden. In Deutschland kennen bisher nur wenige dieses unser Angebot hier wirklich. Und so sage ich es auch in diesem Brief weiter, weil es gut zu uns "augustinisch-unterwegs.de“ passt. Im Programm für 2015 habe ich es folgendermaßen ausgeschrieben:


Die Toskana, eine herrliche Landschaft, reich an Weinbergen und Olivenhainen, unterbrochen von waldigen Hügeln und dunklen Zypressen. Da, in der Nähe von Siena erhebt sich der Hügel, auf dem San Gimignano liegt, ein kostbares Kleinod noch heute bzw. heute wieder geworden. Seine legendären Türme, schon aus weiter Ferne zu sehen, die Mauern, die Tore und Paläste erinnern an den Ruhm aus alten Zeiten, an das Ansehen längst ausgestorbener Geschlechter, an die blutigen Kämpfe politischer Parteien. Hierher kamen die Einsiedler-Mönche des Augustinerordens im Jahr 1272, um eine Kirche und ein Kloster „am Platz  ihrer Wahl“  zu errichten. Sie haben wirklich eine schöne Anhöhe ausgewählt,  von der man eine wunderbare Sicht in die Toskana hat, vor allem zum Sonnenauf- bzw. -untergang! 1298 wurde ihre Kirche geweiht. Reich ist sie mit wertvollen Kunstwerken ausgestattet, kostbar vor allem wegen des Freskenzyklus aus dem Leben des hl. Augustinus, in den Jahren 1464-65  vom berühmten Benozzo Gozzoli und seinen Schülern ausgeführt.

 

Das Kloster selbst ist also so alt wie die Kirche, hat einen schönen Kreuzgang, hat einfache, schlichte, aber gemütliche Gästezimmer, hauptsächlich mit Doppelbetten, meist mit Dusche und WC. Von vielen Touristen, Pilgern auf dem Weg nach Rom und von Einzel-Gästen oder Gruppen wird es sehr gerne besucht, vor allem wegen seines „augustnisch-familiären“ Charakters und der Ruhe, die es ausstrahlt.  

 

 

Das Kloster ist ein internationales Haus der Augustiner.  Die Brüder, aus verschiedenen Ländern -zurzeit sogar aus verschiedenen Kontinenten - kommend, leben in „augustinischer Spiritualität“ zusammen. Herzlich Willkommen sind deshalb auch Einzelgäste, die für kurze oder längere Zeit in irgendeiner Weise mit-leben wollen. Die kleineGemeinschaft bietet – natürlich in Absprache - gute Möglichkeiten zur Erholung an Leib und Seele, zu Einzelexerzitien oder Ähnlichem. Auch da kann man sich von Natur und Kultur der Toskana inspirieren lassen und dabei natürlich auch „das beste Eis der Welt“ schlecken :-))).

Ja, ansonsten stabilisiert sich auch mein Alltag. Das heißt für mich - manche wollen es genauer wissen: Früh um 6:45 öffne ich - meistens tu ich’s - unsere Kirche und zünde dort die „Opfer-kerzchen“ an - auch bei der hl. Rita. Das ist für mich ein schöner Tageseinstieg. Danach, um 7:00 Uhr beginnt in der Kapelle das gemeinsame Morgengebet mit stiller Meditation, am Freitag stattdessen mit einem Bibelgespräch über das kommende Sonntagsevangelium, und anschließender Laudes. Dann sind die Aufgaben abwechselnd verteilt: Wer hält wo und wann Gottesdienst und ist in der Kirche, bzw. in der Sakristei präsent. (Diese Präsenz ist unsere Verpflichtung vor dem Staat, der ja nach Napoleon, Ende des 19.ten Jhdt, alles geraubt hat. Ihr gehört die Kirche mit ihren Kunstschätzen und das Kloster. Sonst dürften wir die Kirche nicht zugänglich machen.) Am Wochenende halten wir in der Regel 5 - 6 Gottesdienste. Wir sind das einzige Männerkloster in San Gi. Regelmäßig halten wir Gottesdienst im Frauenkloster und auch in der Pfarrei, zu der ein sehr partnerschaftliches Verhältnis besteht. Manche Beerdigungen werden von uns übernommen und Hochzeiten - es sollen auch deutsche darunter sein, die dann ab jetzt für mich gedacht wären. Sehr viel Zeit lassen wir uns normalerweise zum gemeinsamen Essen am Mittag und vor allem am Abend. Nur zwei Frauen sind bei uns angestellt, eine Köchin am Mittag und eine, die putzt und wäscht. Alle anderen anfallenden Tätigkeiten übernehmen wir selbst. Erst seit wenigen Tagen haben wir im Haus geheizt :-(. Die Kälte hat mir nicht einmal soviel ausgemacht wie die Feuchtigkeit, die sich überall in unseren alten Mauern breit macht. Wie wichtig also, dass das Herz warm bleibt oder sich immer wieder entzünden lässt!!

Das meinige wurde inzwischen „Gott sei Dank“ schon manches Mal angesteckt, zuletzt durch einen Besuch in Siena. Ich lese deshalb jetzt endlich mehr über diese hl. Katharina von Siena, die ich nur oberflächlich kannte. Wirklich schön dabei war, auch die dazu gehörende Landschaft zu erleben. Diese toskanische Landschaft lacht mich ohnehin von Tag zu Tag mehr an – manchmal auch nur von den Erzählungen anderer, die begeistert zurückkommen von alt-ehrwürdigen Städten wie Florenz, Pisa, Lucca, Volterra … Mein Fahrrad bietet mir gute, wenn auch begrenzte Möglichkeiten zum Erkunden – wahrscheinlich dann wieder mehr im Frühjahr. Noch Volterra bin ich dann doch tatsächlich vor ein paar Tagen noch einmal aufgebrochen: Wunderschön die goldgelben Weinbergfelder und diese reiche Vielfalt im weichen Auf- und Ab der toskanischen Natur! Dann die „Alabaster-Stadt“ auf der Höhe!  Kein Wunder, dass uns da auch so viele Künstler ihre großen Werke hinterlassen haben. (Müde und geschafft bin ich dann allerdings auch erst am Abend in der Dunkelheit, schwer keuchend  nach S Gi zurück „geklettert“).

Ja, die Tage werden kürzer. Ich freue mich über den bunten Herbst, Spätherbst, meine Lebensphase! Das heißt für mich aber auch schon wieder, dass der Jahreswechsel nahe ist, und mich auf Seine Ankunft einzustimmen - nicht nur an Weihnachten, aber da natürlich besonders.

Ich möchte es gerne wieder so halten, wie im letzten Jahr, und bitte um Verständnis dafür: Ohne mich vom Rausch der Weihnachtspost anstecken zu lassen, wünsche ich Euch allen auf diesem Weg von ganzem Herzen weite offene Türen und Fenster für Sein Kommen, wo und wie auch immer ER an-kommen will. Das bedeutet für mich eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit. Und dieser Segen unserer Offenheit und Bereitschaft möge uns- wie strahlende Sterne am Himmel - in das Neue Jahr hinüber leuchten und führen.

In dankbarer und herzlicher Verbundenheit und in vor-weihnachtlicher Freude

 

Euer Christoph, der Augustiner (unterwegs in Italien, im Land der ersten Weihnachtskrippen)

 

Vier Schlüssel zum Einlassen

Ich wünsche uns allen vier Schlüssel:

Einen Schlüssel für die Hintertür - der Herr kommt,

wo und wann wir es nicht vermuten.

Er kommt in denen, die sich nicht ans große Tor getrauen.

Einen Schlüssel für die Tür nach Innen –

der Herr ist inwendiger als unser Innerstes.

Von dort betritt Er das Haus unseres Lebens (Augustinus!).

Einen Schlüssel für die Verbindungstür, die zutapezierte,

zugemauerte nach nebenan. Im Allernächsten,

welcher oft der Allerfremdeste ist, klopft der Herr bei uns an.

Einen Schlüssel für die Haustür, für das Portal –

dort hat man Jesus mit Maria und Josef abgewiesen.

Wir wollen uns nicht genieren, ihn öffentlich einzulassen
in unser Leben, in unsere Welt.

 

Werden wir Sein Bethlehem heute sein?